Man nannte sie Boa Senior und sie war die Hüterin einer der ältesten Sprachen der Welt – der Bo-Sprache. Sie war aber auch die letzte Frau, die diese Sprache noch kannte und mit ihrem Tod 2010 verschwand auch die Sprache aus dem verwendeten Wissen der Menschen. Sprache ist das grundlegende Kommunikationssystem der Menschen, und wenn wir die Sprache verlieren, dann haben wir ein Verständigungsproblem. Jeder kennt das, wenn er einmal im Urlaub war und die Landessprache nicht verstanden hat.
Die Bo-Sprache wurde vom Großen-Andamanen-Stamm gesprochen, der in der indischen Andaman-See beheimatet ist, und das wohl schon seit 65.000 Jahren. Wenn eine Sprache ausstirbt, wie jetzt geschehen, dann ist sie unwiederbringlich, denn diese Ursprachen gibt es nur in mündlich überlieferter Form. Es gibt nur die Tonaufnahmen, von denen man aber nicht genau weiß, welche Bedeutung sie haben.
Immer wieder sind in der Menschheitsgeschichte Sprachen ausgestorben, meist weil sie durch andere Sprachen ersetzt wurden. In der Regel wurden Sprachen aber mit anderen Sprachen vermischt. Auch das Deutsche enthält heute noch die Spuren längst verschwundener Sprachen.
Die alten Ursprachen sind deshalb so wertvoll, wie wir durch sie verstehen oder zumindest lernen können, wie unsere Vorfahren miteinander kommuniziert haben.